Tipps für die Rückkehr nach der Weltreise

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  • Beitrag zuletzt geändert am:21. Oktober 2023
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Eben noch bestand das Leben aus Abenteuer und Freiheit, täglich neuen Aussichten und Bekanntschaften mit spannenden Lebensgeschichten und plötzlich wache ich jeden Morgen auf derselben Matratze auf und weiß genau, wo die Lebensmittel im Supermarkt zu finden sind. Eine Rückkehr nach der Weltreise kann emotional eine riesige Achterbahnfahrt sein: Die Freude über die Rückkehr und das Wiedersehen aller Freunde prallt auf eine riesige Ernüchterung. Das Ende eines Traums, für das sich zuhause kaum jemand interessiert. 

Gefangen im neuen, alten Alltagstrott erscheint das Leben in Deutschland grau, bürokratisch und furchtbar langweilig. Viele Weltreisende fallen in ein tiefes Loch, befeuert durch Trauer, Wut und Enttäuschung. Auf der Suche nach Verständnis und Akzeptanz oder wenigstens Gleichgesinnten. Willkommen im Reverse Culture Shock.

In diesem Blogartikel berichten wir euch von unseren Erfahrungen nach der Rückkehr von unserer Weltreise. Hoffentlich findet ihr den ein oder anderen Tipp, der euch das Weltreise-Ende erleichtert, den Kulturschock zuhause erträglich macht und es euch ermöglicht, sanft wieder in den Alltag einzusteigen.

Lange Zeit von den Liebsten getrennt, Freundschaften nur über Video-Telefonate und Sprachnachrichten aufrecht gehalten  – viele Langzeitreisende wünschen sich, unmittelbar nach der Rückkehr von der Weltreise alle ihre Freunde und Familienmitglieder in die Arme zu schließen.

Kann eine tolle Idee sein, kann aber auch echt überfordernd sein. Wir empfehlen euch, eure Ankunft in Gedanken abzuspielen und die für euch passende Ankunft zu wählen. Es soll in diesem Fall nicht darum gehen, andere glücklich zu machen – auch das Ende einer Weltreise ist individuell und ihr solltet nicht in alte Muster zurückfallen. Tut was euch gut tut. Nicht was andere erwarten!

Diese Gedanken solltet ihr euch für eure Ankunft nach der Weltreise machen:

  • Nach dem Langstreckenflug seid ihr vielleicht einfach müde, hungrig und wollt duschen. Hinzu kommt in den ersten Tagen der Jetlag. Wie fühlt ihr euch wohler: Direkt durchstarten oder erstmal entspannen?
  • Die Erkenntnis, dass diese Weltreise nun zu Ende ist, kann plötzlich kommen und euch vielleicht etwas melancholisch stimmen – sucht ihr in diesen Fällen eher Ruhe, die Geborgenheit der Familie oder lenkt euch die volle Dosis Willkommensparty ab?
  • Das Ende der Weltreise bedeutet in den meisten Fällen auch ein neues Sortieren für die Zukunft. Dem einen hilft es, wenn bei der Ankunft schon alles geregelt ist, der andere will sich die Freiheit und Spontanität der Reise noch eine Weile beibehalten. Macht euch Gedanken, ob es euch hilft, direkt mit einer ToDo-Liste zu starten oder ob ihr die erste Zeit daheim eher als Urlaub ansehen möchtet.
  • Idealerweise legt ihr eure Ankunft in eine Jahreszeit, die euch gefällt. Die Rückkehr im Herbst – bei Dauerregen und Nebel – ist nicht jedermanns Sache.
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Deutschland im Herbst - nicht jedermanns Favorit nach der Weltreise

Unsere Rückkehr nach der Langzeitreise

Da wir während unserer mehrjährigen Weltreise immer mal wieder zu Besuch in Deutschland waren, wusste ich, dass mich die volle Dosis Deutschland mit Besuchen bei allen Freunden und langen ToDo-Listen und Terminen wie Arztbesuchen nicht nur überforderten, sondern regelrecht in ein Loch zogen. Der Heimatbesuch fühlte sich extrem durchgetaktet an und war ein zu großer Unterschied zu meinem geliebten Reisealltag. Daher entschieden wir uns für ein ganz langsames Ankommen zur Rückkehr nach der Langzeitreise. Die ersten Wochen in Deutschland machten wir Urlaub – keine Termine und nur spontane Besuche bei Freunden.

Für uns war diese Zeit perfekt. Wir hatten unsere Ankunft in Deutschland bewusst in die Frühlings- bzw. Sommermonate gelegt. Der Plan ging auf: Wir lagen lesend im Garten in der Sonne, wandernden durch den Wald und entlang blühender Felder und verbrachten ruhige Vormittage am Badesee oder Pool. 

Den ersten Monat verbrachte ich tatsächlich in Laufnähe zu unserer Wohnung, genoss die Umgebung, das Wetter und die neue / alte Heimat so, wie ich auch die Umgebungen auf unserer Weltreise genossen hatte.

Erst nach 4 Monaten startete der Alltag wieder bei uns – das ist natürlich eine Menge an Zeit, die ihr vermutlich viel lieber auf Reisen im Ausland verbringen möchtet. Stellen wir diese Monate in Relation mit der Dauer der Weltreise, so waren dies etwa 10% – Seid ihr also ein halbes Jahr auf Weltreise würde es in etwa bedeuten, dass ihr euch vielleicht 2 Wochen Zeit für die Ankunft nehmt, bei einem Jahr Weltreise ungefähr 1 1/2 Monate. 

Viele Reisende haben uns erzählt, dass sie die ersten Tage in Deutschland wortwörtlich Urlaub machten – schöne Reiseziele gibt es in Deutschland genug und die Idee als Touri zurückzukommen, finde ich richtig gut!

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Entspannt ankommen...
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... und Zeit nehmen

2.) Die ToDos vor der Rückkehr von der Weltreise

Es gibt einige Dinge, die ihr schon vor dem Ende eurer Weltreise klären könnt.

  • Bereits im Ausland könnt ihr für euch die Frage klären, wo ihr nach eurer Rückkehr wohnen möchtet und online auf Wohnungssuche gehen. Unser Tipp zur Wohnungssuche: Gerade in beliebten Wohngegenden sind Wohnungen super schnell vergeben. In den kostenpflichtigen Varianten der Wohnungssuch-Portalen, bekommt ihr die freien Wohnungen früher angezeigt.
  • Falls ihr nach der Weltreise einen anderen oder neuen Job sucht, könnt ihr schon euren Lebenslauf aktualisieren und online nach passenden Jobs zu suchen.
  • Die Auslandskrankenversicherung endet gewöhnlich mit eurer Rückkehr. Wir empfehlen daher, dass ihr euch im Vorfeld informiert, wie ihr euch krankenversichern möchtet. → Wir haben vor der Rückkehr unsere vorherige gesetzliche Krankenkasse informiert und konnten problemlos dort wieder aufgenommen werden.
  • Wenn ihr euren Wohnsitz für die Weltreise abgemeldet habt, solltet ihr euch nach eurer Rückkehr zeitnah wieder anmelden. → Nach unserer Weltreise sind wir zu unserer Familie gezogen. Mit Personalausweisen und einer Wohnungsgebermitteilung konnten wir unseren Wohnsitz anmelden.
  • Kommt ihr nach der Weltreise mit schulpflichtigen Kindern wieder zurück nach Deutschland, müssen eure Kinder wieder die Schule besuchen. → Nur eine Woche nach der Anmeldung unseres Wohnsitzes hatten wir schon ein Schreiben mit dem Hinweis auf die Schulpflicht in unserem Briefkasten!
  • Mit der Rückkehr nach der Weltreise und der Anmeldung des Wohnsitzes seid ihr dann auch wieder Kindergeldberechtigt.

Mehr als 3 Jahre Weltreise mit Kindern – einmal um die Welt. Und jetzt? Vom Freiheitsgefühl auf Reisen zurück in den Schulalltag. Im Newsletter berichte ich euch ehrlich und offen über unsere Rückkehr nach Deutschland und wie uns der Neustart gelingt. Abonniert jetzt den Newsletter, um an unserer Gedankenwelt teilzuhaben und zudem kein spannendes Reiseziel mehr zu verpassen.

3.) Unsere Tipps für die Rückkehr von der Weltreise

Wir hatten den großen Vorteil, dass wir unsere Weltreise beendeten, weil wir es so wollten. Unsere Köpfe waren voll mit Erlebnissen, es gab keine Sehnsucht mehr nach Abenteuern, dafür nach Beständigkeit.

Hier gehts zum ausführlichen Artikel mit unseren Gründen zum Ende unserer Familien-Weltreise.

Oft endet eine Weltreise aber eher, weil das Sabbatical zu Ende ist, die Schulbeurlaubung für die Kinder ausläuft oder das verplante Reisegeld ausgegeben ist. Da kann es schnell passieren, dass ihr frustriert seid und eure Rückkehr nicht genießen könnt. Hier also nun unsere Tipps, für eine gute Rückkehr nach der Weltreise:

So viel erlebt und keinen interessiert es ...

Wahnsinn, was wir alles in den letzten Jahren erlebt haben. Sind morgens in Australien mit Kängurus vor der Tür aufgewacht oder nachts in Sri Lanka von dem Knall von Böllern aufgeschreckt, weil die Elefanten wieder in die Reisfelder liefen. Blickten in den Grand Canyon, badeten in den Weltmeeren und heißen Quellen. Überall auf der Welt haben wir spannende Gespräche geführt. Einheimische haben uns erzählt, wie das Leben in ihrem Land ist. Wir haben andere Reisende getroffen und Lebensgeschichten ausgetauscht. Erfahren, wie vielseitig diese Welt und die Menschen in ihr sind. 

Und dann sitzen wir plötzlich hier. Die Gespräche drehen sich um Themen, die für uns in den letzten Jahren keine Rolle spielten. Themen, die in unserem Kopf aktuell noch wenig Relevanz besitzen. Und überraschenderweise interessiert sich kaum jemand für unsere Erlebnisse. Die Geschichten, die uns so unfassbar spannend erscheinen. Manch einer fragt noch sehr allgemein „Und wie wars?“, aber nach vielen Gesprächen mit anderen Weltreisenden und eben sehr interessierten Nachfragen ist schnell klar, dass in diesem Fall nur die Standard Antwort erwünscht ist. „Toll war es.“

Ich kann die wirklich interessierten Gespräche mit Freunden an einer Hand abzählen. Unsere Welten, die wir während unserer Langzeitreise wahrnahmen und jene der Zuhausegebliebenen, sind einfach zu verschieden. Das mag jetzt hart klingen, aber das müsst ihr einfach akzeptieren. Tatsächlich waren wir sogar irgendwann überfordert, als Freunde dann echt mehr über unsere Reise hören wollten. Enttäuscht saßen Marks Freunde vor ihm „Wir hatten erwartet, du kommst begeistert zurück. Erzählst hier mit strahlenden Augen alles!“.

Also: Es gibt sie, Menschen, die eure Reisegeschichten hören wollen. Vermutlich ist dieser Kreis aber ziemlich klein.

Daher unser Tipp: Haltet Kontakt zu euren Reisebekanntschaften und tauscht euch aus. Sucht nach Community-Treffen über Social Media oder Stammtische von Weltreisenden. Akzeptiert aber auch, dass dieser Teil eures Lebens nicht jeden in eurem Umfeld interessiert.

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Heiße Quelle in Australien
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Strand in Costa Rica

Der Körper steckt in Deutschland, der Kopf noch in der Welt

Warum es wohl so ist, dass es viel schwieriger ist, wieder in dem Land anzukommen, in dem man so viel Zeit seines Lebens verbracht hat, als in einem völlig fremden Land? Ich vermute, dass es ganz einfach die persönliche Einstellung und Erwartung ist.

Kommen wir in einem fremden Land an, ist uns bewusst, dass wir Gäste sind. Wir urteilen wenig, beobachten interessiert die neue Kultur und haben nicht das Bedürfnis, schnell ein vollwertiges Mitglied zu sein. Anders ist dies in unserer Heimat. Wir schwanken zwischen zwei Varianten unseres eigenen Ichs. Waren unterwegs gefestigt und kommen plötzlich ins Straucheln. Müssen erst wieder lernen, wie es ist, dass wir Teil dieser Politik und Gesellschaft sind. 

Zu alldem kommt hinzu, dass ihr den Gigantismus dieser Welt erlebt habt. Eure Reiseziele habt ihr euch ja nach tollen Attraktionen und Erlebnissen ausgesucht. So leid es mir tut, das zu sagen, aber gegen die Abwechslung auf einer Langzeitreise stinkt halt die Heimat meist doch ab.

Da steckt ihr nun. Daheim. Im Kopf kreisen all diese Erlebnisse. Mit einer positiven Einstellung habt ihr Tränen der Freude und Dankbarkeit in den Augen. Ein zufriedenes Strahlen im Gesicht. Blöd läuft es, wenn Tränen der Unzufriedenheit rollen. Weil all das vorbei ist. 

Leute, ihr habt eine Weltreise gemacht. Ihr habt Freiheit gespürt. Erlebt, gesehen und gehört, welche Lebensgeschichten es gibt. Ihr wisst, was alles geht. Das Ende eurer Reise heißt doch nicht, dass dies das Ende eurer Träume ist. Steckt nicht in der Vergangenheit fest, egal wie fantastisch sie war. Gebt der Zukunft die Chance genauso fantastisch zu werden.

„You can’t start the next chapter of your life if you keep re-reading the last one.“ (Michael McMillian)

Unser Tipp: Nehmt euch Zeit, eure Weltreise zu verarbeiten. Schaut euch Bilder und Videos an, schneidet Erinnerungsfilme und gestaltet Fotoalben. Schreibt ein Buch – ob für die Öffentlichkeit oder lediglich für euch selbst. Wenn euch die Heimat zu klein erscheint, dann plant einen Urlaub. Ich hab mir für das Freiheitsgefühl in der Heimat übrigens einen Van gekauft. Mein Fluchtauto, mit dem ich einfach auch mal ausbrechen kann.

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Von New York City...
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... nach Hause

Interessiert bleiben

Für viele Weltreisende ist das beschauliche Deutschland nach so einer langen Zeit in fremden Kulturen erdrückend. Das Leben hier scheint langweilig und berechnend. Verrückterweise gelingt es uns oft offen durch die Welt zu laufen – aber in der Heimat sehen wir dann nur das, was wir sehen möchten. Versucht ganz bewusst, weiter interessiert zu sein. Auf den ersten Blick mögen einige Traditionen nervig erscheinen oder die Bürokratie einschränkend. Aber vermutlich habt ihr während eurer Weltreise gelernt, viele Dinge zu erleben, ohne sie direkt zu bewerten. Warum damit aufhören? 

Entdeckt eure Heimat mit dem gleichen Interesse, wie auch eure Reiseländer. Gebt Andersdenkenden die gleiche Chance wie unterwegs. Ihr vermisst fremde Kulturen? Vielleicht hilft es euch, der Welt ein Stück eurer Offenheit zurückzugeben, wenn ihr euch z.B. im Ehrenamt engagiert? Ihr könnt Teil der Willkommenskultur in Deutschland werden. Gebt dann anderen das zurück, was ihr unterwegs erhalten habt. Sucht euch eine Aufgabe, die zu euch passt: im Tierheim, als Vorlesepate in der Schule oder dem Kindergarten. 

Schaut euch mit offenen Augen in der Heimat um und behaltet stets im Blick: Auch die Ferne ist nicht perfekt. Wir haben uns in Australien lange mit einem Minenarbeiter unterhalten, der regelmäßig seine Familie verlassen muss, um in der Mine zu arbeiten und seine Zeit daheim kaum genießen kann, weil er sich einfach fremd fühlt. In den USA haben wir kritische Gespräche zum Thema der leichtfertigen Medikamentenverschreibung geführt und der damit erhöhten Suchtgefahr. In vielen Ländern war Armut, fehlende Bildung, Bestechung, Kriminalität, brutale Tierhaltung und mangelnde ärztliche Versorgung ein Thema. Es hilft nichts, andere Länder in den Himmel zu loben, nur die positiven Seiten zu betrachten und in der Heimat den Fokus auf alles was nicht läuft zu legen. Bringt uns direkt zum nächsten Punkt bei unseren Tipps für die Rückkehr nach der Weltreise, um nicht in ein tiefes Loch zu fallen.

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großes Problem auf Hawaii: Armut und Obdachlosigkeit

Positiv bleiben!

Vermutlich standet ihr während eurer Langzeitreise irgendwo mal verschwitzt an einem Grenzübergang und habt gestaunt, in welch langsamen Tempo euer Visum bearbeitet wurde. Wie ihr scheinbar wahllos von einem Schalter zum nächsten geschickt wurdet und das hundertste Formular ausgefüllt werden sollte. Ihr habt gelacht. Denn das war ein Abenteuer. Die Warteschlange bei der Behörde in Deutschland und der Formularkrieg in unserer gewohnten Sprache erscheinen uns dagegen einfach nur nervig.

Was sich geändert hat? Vermutlich ist es wieder unsere Einstellung. Wir lachen darüber, dass in Sri Lanka niemand genau sagen kann, wo die Bushaltestelle ist und wann der Bus kommt. Aber wir schimpfen über die Verspätungen der deutschen Bahn. Versucht euch eure Weltreise-Einstellung beizubehalten und bleibt entspannt. Das wird schon. 

Und wenn es euch einfach zu überwältigend erscheint, dann macht euch doch eine Liste mit Dingen, die an Deutschland einfach super sind: sauberes und trinkbares Leitungswasser; eine Luftfeuchtigkeit, die eure Kleider im Schrank nicht schimmeln lässt; das weltbeste Brot; die Freiheit, unsere Meinung offen mitteilen zu können; keine oder kaum giftige und gefährliche Tiere in der Natur… Denkt man drüber nach – und jetzt ist vergleichen erlaubt! – fallen einem doch viele Privilegien ein, die wir in Deutschland genießen.

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Gefahren auf Weltreise...
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...verglichen mit unserer Landidylle

Minimalistisch bleiben

Fast 3 1/2 Jahre sind wir nur mit Handgepäck gereist → Klickt hier für unsere Weltreise Packliste. Wir haben selten Souvenirs gekauft, hatten an Kleidung nur das, was wir in einer Woche auch tragen und keinerlei Schnickschnack. Wenig Besitz hat uns frei gemacht. Keinen Koffer zu schieben bedeutete, dass wir die Hände frei hatten. Mit dem Rucksack konnten wir bequem in Indonesien auf das nächste Boot springen.

Und jetzt klingelt fast täglich der Paketdienst: eine weitere Hängematte für den Garten, neue Kleidung und Küchenzubehör, Technikkram. Alles Dinge, die täglich benutzt werden. Noch. Ich hoffe, dass wir nicht wieder in den alten Konsumwahn zurückfallen. Zweifel sind da. Immerhin meinte die Briefträgerin erst neulich lachend zu unserem Sohn: „Minimalistisch ist das nicht mehr, oder?“ und hievte die großen Pakete aus dem Auto.

Dennoch wäre es wunderbar, wenn der Fokus auf dem bleibt, was wir wirklich brauchen. Gut möglich, dass da ganz leise eine Stimme sagt: Dann bleibts auch einfacher, wenn sich das Leben mal wieder ändern will. Um ein Leben im Ausland zu testen, um jederzeit in ein Expeditionsmobil zu ziehen, für das kleine Haus am See, den Selbstversorgerhof – oder auch einfach: damit mehr Geld in der Tasche bleibt.

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Unser Gepäck für die Weltreise
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Mit Rucksäcken in den Straßen Vietnams

Bleibt euren Learnings treu!

Zum Ende eurer Weltreise – am besten irgendwo noch irgendwo im Ausland, mit Blick in die Ferne und Zehen im Sand – solltet ihr euch einen Moment Zeit nehmen und eure Reise rekapitulieren. Was habt ihr alles erlebt? Welche Momente haben euch geprägt? Wann seid ihr an eure Grenzen gestoßen und wie seid ihr damit umgegangen?

Weit weg von den prüfenden Augen anderer, raus aus den Erwartungen der Gesellschaft hatten wir während der Weltreise Zeit uns selbst zu hinterfragen. Was wollen wir wirklich? Was tun wir gerne? Was tun wir nur, weil es anderen wichtig ist? Werdet euch bewusst, wie ihr euch verändert habt und welchen Teil davon ihr euch behalten möchtet.

Ich habe nach unserer Rückkehr immer mal wieder gemerkt, wie ich in die Falle tappte: Aus Höflichkeit etwas zugesagt, auf was ich gar keine Lust hatte. Mich erklären wollen, obwohl ich keinen Grund sehe, warum ich dies tun sollte. 

Je bewusster euch ist, wer ihr seid und was ihr wollt, desto eher bleibt ihr euch treu und lebt weiter euer Leben so, dass es zu euch passt. Mit der nötigen Flexibilität auch zu akzeptieren, wenn ihr euch wieder verändert und eure Wünsche anpasst.

wie komme ich mit dem ende der weltreise klar
Sonnenuntergang in Sri Lanka
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Sonnenuntergang im Odenwald

Unser Fazit: Wie war die Rückkehr nach der Weltreise?

Meckernde Menschen in Warteschlangen, unfreundliche Gesichter, pampige Mitarbeiter im Geschäft: Ich war vorbereitet. Bisher – wir sind nun seit fast einem halben Jahr zurück – habe ich sie nicht getroffen. Ganz im Gegenteil: Grüßende Wanderer im Wald, freundliche ältere Leute auf der Straße, die plaudern möchten.

Edit: Als Mark diese Zeilen las, lachte er: „Wie oft bist du denn in der Stadt gewesen? Du bist ein Landei und hast keine Ahnung, ob die Städte nicht doch deutlich hektischer und unzufriedener sind.“

Nicht, dass ich in einer Welt aus Zuckerwatte lebe, auch hier gibt es mal Gemeckere. Jedoch liegt diese Unzufriedenheit meist einfach am Umgang mit den Gegebenheiten – über das Wetter wird zum Beispiel gefühlt gerne und oft gemeckert. Ich hab den kompletten Sommer hier verbracht und muss sagen: Der war super. Auch wenn ich auf Social Media hauptsächlich Regenbilder aus Deutschland gesehen habe – das war von diesen Personen entweder schlechtes Timing (will nur kurz anmerken: an der Ostküste Australiens regnete es tagelang am Stück während unserer Weltreise) oder der Fokus war einfach so sehr auf das Negative gelegt, dass Einige die schönen Sonnenstunden nicht wahrnehmen konnten.

„Jeder sieht nur, was er sehen will“ (Kurt Tucholsky)

Vor kurzem hab ich nach ein paar Seiten ein Buch abgebrochen. Eine Reisefamilie berichtete von ihren wundervollen Schulerfahrungen im Ausland und wie sie dann in Deutschland völlig überrumpelt wurden. Warum ich das Buch zugeschlagen habe? Die Autoren haben eine kleine, schnuckelige Dorfschule im Ausland mit einer Schule mitten in der deutschen Großstadt verglichen. Tut euch das nicht an. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

Wir haben während unserer Familienweltreise gelernt, dass wir Ruhe und Natur bevorzugen. Natürlich wären wir völlig erschlagen, würden wir nun in Berlin oder München leben. Einer Großstadt, die eben ja auch von ihrer Anonymität liebt. Wo es schier unmöglich ist, jeden Vorbeilaufenden zu grüßen – das passiert ja auch in Auckland, New York City oder Singapur nicht. 

Wir haben uns Zeit genommen zum Ankommen. Weil uns ein richtiges Ankommen wichtig war. Das Abenteuer Weltreise startet vor eurem Abflug: Bei den Vorbereitungen und dem Leerräumen der Wohnung und sie endet mit dem Ankommen. Nicht mit dem Rückflug. 

Seid auf den Reverse Culture Shock vorbereitet. Im gewohnten Umfeld – zwischen euren Liebsten, auf bekannten Wegen – wird euch viel deutlicher vor Augen geführt, wie ihr euch und eure Ansichten und Werte verändert habt.

In dem Sinne: Lernt aus euren Erfahrungen und gestaltet euch das Leben so wie es euch gefällt (Grüße gehen raus an Pippi!) – ganz egal, wo dieses Leben nach der Rückkehr der Weltreise stattfindet. Und wenn all das nicht hilft, wenn ihr einfach Zuhause nicht mehr ankommt, dann müsst ihr euch die Frage stellen: Warum seid ihr an diesem Ort? Warum nicht woanders? 

Egal welche Entscheidung ihr trefft: ihr habt immer die Möglichkeit, diese zu überdenken und eure Wünsche an das Leben anzupassen.

Ihr Lieben, dies war wieder ein kleiner Einblick in meine Gedankenwelt. Jede andere Meinung ist akzeptiert und gerne gesehen. Ihr habt ebenfalls eine Langzeitreise gemacht und habt weitere Gedanken oder Tipps zur Rückkehr nach der Weltreise? Ich freu mich über euren Kommentar!

Mehr als 3 Jahre Weltreise mit Kindern – einmal um die Welt. Und jetzt? Vom Freiheitsgefühl auf Reisen zurück in den Schulalltag. Im Newsletter berichte ich euch ehrlich und offen über unsere Rückkehr nach Deutschland und wie uns der Neustart gelingt. Abonniert jetzt den Newsletter, um an unserer Gedankenwelt teilzuhaben und zudem kein spannendes Reiseziel mehr zu verpassen.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Ramona

    Vielen Dank für diese tollen Gedanken und Inspiration. Nach einem Jahr Sabbatical und Weltreise versuche ich gerade aus dem „Loch“ nach der Rückkehr wieder herauszuklettern. Trotz guter Vorplanung und sanfter Abfederung mit Zeit vor dem Arbeitsstart trifft es einen doch härter als gedacht.

    1. Jenni

      Hi, ich fühle mit dir. Vielleicht hilft es dir ja zu wissen, dass es vielen anderen Reisenden auch so geht. Nicht nur deutschen Reisenden. Habe so viele Berichte über amerikanische Austauschschüler gelesen, die zB ein Jahr in Deutschland verbringen und dann in den USA in dieses Loch fallen. Der Kopf hat sich neu sortiert und steht plötzlich wieder im alten Regal – das kann erst überfordernd sein. Ich hoffe, du findest einen guten Weg für dich! Alles Liebe, Jenni

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